Bei der Arthrose handelt es sich um eine degenerative Gelenkerkrankung, die vorwiegend durch ein Missverhältnis zwischen Beanspruchung und Beschaffenheit, bzw. Leistungsfähigkeit der einzelnen Gelenkanteile und Gewebe entsteht (Formfunktionsproblem) [Definition Pschyrembel, klinisches Wörterbuch, 258. Auflage, de Gruyter Verlag].
Bei der Arthrose handelt es sich um eine fortschreitende Erkrankung des Gelenkknorpels. Häufig ist die Ursache der Knorpelerkrankung nicht auszumachen. Man spricht dann von einer sogenannten idiopathischen Arthrose. Die Arthrose kann jedoch auch beispielsweise infolge von Unfällen, bei der es zur direkten Schädigung des Knorpels kommt oder, beispielsweise am Kniegelenk, infolge von Verletzungen des Meniskus oder Bandverletzungen entstehen. Eine Fehlstatik durch eine ungünstige Beinachse sowie Übergewicht können ebenfalls das Entstehen einer Arthrose begünstigen. Andere Ursachen, beispielsweise am Hüftgelenk, können Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter, wie der sogenannte Morbus Perthes, die Epiphyseolysis capitis femoris oder die Hüftdysplasie sein. In neuester Zeit wurden Formveränderungen am Hüftgelenk als Ursache für die Entstehung einer Arthrose ausgemacht (Stichwort Impingement-Syndrom). Auch Systemerkrankungen wie die rheumatoide Arthritis können zu einer Arthrose führen. Selten sind Infektionen die Ursache.
Jedes gesunde Gelenk besteht aus zumindest zwei gelenkbildenden Knochen, die im Gelenkbereich von einer Knorpelschicht überzogen sind. Den Knorpel kann man sich wie sehr festen, glatten Gummi vorstellen. Das Gelenk ist jeweils von einer Gelenkkapsel umgeben, deren Schleimhaut Gelenkflüssigkeit produziert. Der glatte Gelenkknorpel sowie die Gelenkflüssigkeit sorgen für eine reibungslose und schmerzfreie Bewegung des gesunden Gelenkes.
Bei der Arthrose kommt es zunächst zu einer Auffaserung und Aufrauhung des Gelenkknorpels, wodurch das Gelenk im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr reibungslos funktioniert. Durch das Reiben kommt es zu einem zunehmenden Abschliff bis zum vollständigen Abrieb des Gelenkknorpels. Schliesslich liegt Knochen auf Knochen. Auch das Knochengewebe verändert sich, es kommt zu sogenannten Sklerosierungen, Zystenbildungen und knöchernen Anbauten. Ist die Erkrankung einmal so weit fortgeschritten, so handelt es sich um das Vollbild einer Arthrose.
Die soeben beschriebenen zunehmenden Gelenkveränderungen sind in der Regel mit typischen Beschwerden verbunden. Bestehen anfangs vor allem ein Spannungsgefühl sowie eine Steifigkeit in den betroffenen Gelenken, kann es im weiteren Verlauf zu Anlaufbeschwerden, Belastungsbeschwerden und schliesslich zu einem Dauerschmerz, ja sogar zu nächtlichen Ruheschmerzen kommen. Im fortgeschrittenen Stadium sind ggf. Gelenkgeräusche zu bemerken, es kann zu einer Gelenkinstabilität, zu Fehlstellungen, zu Muskelkontrakturen und -abbau kommen. Hin und wieder ist im fortgeschrittenen Stadium eine akute Verschlechterung der Symptomatik möglich, man spricht dann von einer sogenannten aktivierten Arthrose, bei der es zu einer starken Schmerzsymptomatik und einem massiven Gelenkserguss kommen kann.
Die Diagnose einer Arthrose wird anhand der geschilderten Beschwerden, der körperlichen Untersuchung sowie anhand konventioneller Röntgenaufnahmen des entsprechenden Gelenkes gestellt. In einzelnen Fällen ist die Anfertigung einer Kernspintomographie (MRI) erforderlich.
Die Therapie erfolgt stadiengerecht. Sofern keine behebbare, arthroseverursachende, krankhafte Veränderung an dem entsprechenden Gelenk vorliegt, erfolgt die Behandlung in den Frühstadien konservativ, d.h. nicht operativ. Neben einer Anpassung der Gelenkbelastung stehen hier die schmerz- und entzündungshemmende medikamentöse Therapie, die physikalische Therapie und ggf. Physiotherapie zum Muskelaufbautraining im Vordergrund. Intraartikuläre Injektionen von Cortison, Hyaluronsäure oder Eigenblut (ACP- Therapie) können in geeigneten Fällen zu einer vorübergehenden Besserung der Beschwerdesymptomatik führen. Operativ kommen in bestimmten Fällen am Kniegelenk z.B. Eingriffe in Betracht, die eine Achsenkorrektur bewirken, um einen arthrotisch veränderten Gelenkanteil zu entlasten. Die Umstellungsoperation des Schienbeins (valgisierende Tibiakopfumstellungsosteotomie, HTO) wird beispielsweise bei Arthrose des inneren Gelenkanteils am Kniegelenk angewandt.
Bei weit fortgeschrittenen Veränderungen des Gelenkes, starker Beschwerdesymptomatik und entsprechend deutlich eingeschränkter Lebensqualität bleibt schliesslich als Therapie der Ersatz des kranken Gelenkes durch ein sogenanntes künstliches Gelenk. Man spricht am Kniegelenk von der sogenannten Kniegelenksendoprothese (Teil-/oder Totalendoprothese), beim Hüftgelenk von der sogenannten Hüftgelenkstotalendoprothese.
Der Einsatz eines künstlichen Gelenkes erfolgt jedoch nur, wenn die Beschwerden nach sorgfältiger Erhebung der Krankengeschichte, des körperlichen Untersuchungsbefundes sowie der bildgebenden Diagnostik (konventionelle Röntgenbilder, ggf. MRI) eindeutig dem Gelenk zuzuordnen sind, die konservativen Therapiemassnahmen keinen ausreichenden Erfolg mehr versprechen und der Leidensdruck des Patienten entsprechend hoch ist. Der Arzt hat hierbei beratende Funktion, über den Zeitpunkt der Operation entscheidet alleine der Patient.